Man kennt das aus der Wirtschaft und Politik, aber auch von der Filmförderung: Soundso viele Frauen, People of Color, LGBTQs, Migrant*innen, Flüchtlinge, Behinderte, Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen usw. sollen dabei sein. Viele der post-faktischen Serien ändern einfach völlig frei die Demografie der jeweiligen Epoche, um diesen Ansprüchen auf Diversität zu genügen und die Sache zeitgemäßer und „gewagter“ zu vermarkten, mehr Förderung zu bekommen. Es gibt aber noch zwei andere wichtige Arten von Diversität, die eine gute Gesellschaft und gute Filme ausmachen. Da ist die kognitive Diversität, eine Vielzahl von unterschiedlichen, einander auch widersprechenden Weltanschauungen. Und es gibt eine Diversität von persönlichen Erfahrungen, die in Filmen und Serien auch eine Stimme braucht. Oft werden die beiden letzten Formen von Diversität ausgeklammert oder unterdrückt, weil das zu komplex, zu kontrovers und dem Publikum nicht zumutbar ist.
Oliver Koerner von Gustorf. Monopol Magazin, 03.03.2021, (online)