Seit Jahren diskutieren Wissenschaft und Medien, wie mit der Bühnensucht des Terrorismus umzugehen ist. Den Erfolg ihrer Anschläge messen Gruppen aller Art stets nicht nur an den Toten und Verletzten, sondern auch an der Größe der Schlagzeilen und der Länge der Sondersendungen. Die Verbreitung ihrer Geschichte ist der eigentliche Erfolg, die Belohnung ihrer Tat. Der Kampf mit der Waffe ist nur die Voraussetzung für den Kampf mit den Bildern. Manifeste werden hinterlassen und selbst Live-Übertragungen der Täter via Internet sind inzwischen üblich geworden. Ähnlich ist es mit vielen Amok-Tätern, sie suchen die Öffentlichkeit, ja, sie gieren nach ihr.
Georg Mascolo, sueddeutsche.de, 06.03.2020 (online)