Ich versuche in meinem Buch, den mir als bewahrenswert erscheinenden Gedankenkern von Woke herauszustellen und auf dieser Grundlage den emanzipatorischen Einsatz zu formulieren, den man braucht, um sich gegen die immer stärker werdende Hegemonie von Rechts zu behaupten. Das Hauptproblem gerade sind Trump, Orbán und Putin. Die haben Woke ohnehin als Feindbild auserkoren und freuen sich natürlich, dass die Szene sich selbst zerfleischt, statt sich solidarisch gegen die neue Rechte aufzustellen. […]
Eine richtig verstandene Wokeness streitet für eine Gesellschaft, in der alle gleichermaßen zu Wort kommen und Debatten nicht von Autoritäten beschränkt oder bestimmt werden – und eine solche Gesellschaft ist notwendig eine säkulare Gesellschaft. Denn religiöse Dogmatik jeglicher Art, sei es christlicher oder sei es islamischer Fundamentalismus, ist einer offenen Gesellschaft immer abträglich. Sobald jemand sagt, unser Gott behauptet aber, dass wir das so und so machen müssen, ist man schon auf dem Holzweg. Denn dann hat man Diskursbeschränkungen akzeptiert. Dass die Linke nicht sieht, was sie sich mit dieser Annäherung an den Islamismus einbrockt, ist mir unerklärlich. Und gleichzeitig hat man eine Rechte in den USA, die sich am christlichen Fundamentalismus orientiert.
Jens Balzer, berliner-zeitung.de, 01.08.2024 (online)
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