Der Bildjournalismus ist noch viel zu wenig im Blick der Medienkritik, also eben auch des Medienjournalismus. Man kann mit der Auswahl von Fotos, mit Blickwinkeln, Anschnitten, Farbgebungen etc. sehr stark Emotionen schüren – und pseudo-faktische Tatsachen vermitteln. Jedes Bild ist, wenn nicht ohnehin inszeniert wie regelmäßig auf Covern und bei Portrait-Stories, eine Momentaufnahme, der ihr Kontext fehlt. Freundlich oder grimmig schauend, mit offenem oder geschlossenem Mund, das alles wird hoffentlich nicht zufällig ausgewählt. Auch wenn es absurd klingen mag, aber unter dem Gesichtspunkt der Orientierung sollten eigentlich nur standardisierte Passbilder verwendet werden, wenn keine echten Ereignisse abzubilden sind, deren Kontext auch textlich erläutert wird.
Timo Rieg, overton-magazin.de, 29.08.2023 (online)