Das Modell postuliert eine einfache Kausalkette: Mehr und bessere Information führt zu korrigierten Einstellungen und damit zu gewünschtem Verhalten. Doch wie Suldovsky in ihrer umfassenden Analyse der Klimakommunikation zeigt, wurde dieses Modell als „übermäßig simplistisch“ entlarvt, insbesondere bei politisch polarisierten Themen wie der Klimapolitik. Die Forschung belegt hingegen, dass Menschen Entscheidungen auf Basis vielfältiger Faktoren treffen – ethischer, politischer und religiöser Überzeugungen sowie kultureller Erfahrungen – die weit über reine Fakten hinausgehen.
Unsere Befunde stehen im Einklang mit einer wachsenden Evidenz, dass Bildung und wissenschaftliche Kompetenz nicht automatisch zu einer Konvergenz der Meinungen führen. Drummond und Fischhoff (2017) zeigen in einer groß angelegten US-Studie, dass Personen mit höherer wissenschaftlicher Bildung bei kontroversen Themen nicht etwa moderatere, sondern polarisiertere Positionen einnehmen. Statt ihre kognitiven Fähigkeiten für eine objektive Bewertung der Evidenz zu nutzen, verwenden sie diese, um selektiv jene Informationen zu verarbeiten, die ihre bestehenden Überzeugungen stützen. Dieses Muster erklärt, warum auch in unserer Studie Wissen über das Heizungsgesetz nicht zu höherer Akzeptanz führte – kognitive Stärke kann Polarisierung verstärken, anstatt sie zu verringern.
Markus Dertwinkel-Kalt und Max R. P. Grossmann, wirtschaftsdienst.eu, 105. Jahrgang, 2025 · Heft 7 · S. 495–498 (online)