Die Taten sind einerseits ein Ausbruch aus der selbstreferenziellen Memewelt – der Tod eines Menschen als Essenz des Existenziell-Realen. Gleichzeitig aber heben sie den Zynismus der Onlinekultur auf die höchste Stufe, wenn sie aus den Witzen tödlichen Ernst machen.
Brainrot-Morde sind keine isolierten Einzeltaten. Vielmehr muss man sie als Ausdruck einer gesellschaftlichen Stimmung verstehen. Die Täter garnieren ihre Gewalttat mit Memes und Witzen, und das Internet wiederum macht aus den Attentaten Witze und Memes. So feierten viele im Netz die Schüsse auf Thompson und Kirk, wobei die Ideologie der Schützen im besten Fall zweitrangig ist und die politischen Konsequenzen (Gegengewalt, Repression, etc.) ausgeblendet werden. Popkultur, Politik und Gewalt verschwimmen so in einem Sog. Was zählt, ist, dass es viral geht.
Leon Holly, taz.de, 17.09.2025 (online)