Zitiert: Change Management im Film individualisiert gesellschaftliche Probleme

Eine Couch im Dienst von HessenFilm und Medien, der Filmförderung des Landes Hessen, ließ mit einer gruppendynamischen Übung im Saal keinen Zweifel aufkommen, dass wir alle Privilegien im ungehörigen Übermaß genießen, also alle Schuld an der Misere tragen, die wir bislang womöglich voreilig dem Kapitalismus angelastet hatten. Man begriff schlagartig, warum die Filmförderer, die in Allianz mit den Fernsehsendern seit Jahrzehnten im deutschen Film fast alles verhindern, was soziale Realität ungeschönt zeigen und künstlerisch aus dem Mittelmaß zur Vielfalt hinausführen will, auf einmal ein so großes Interesse am Change Management, also unserer aller Umerziehung haben: Das Problem sind nicht die Filmförderstrukturen, die sind okay, sondern wir mit den Privilegien, die sozial Benachteiligte am Fortkommen hindern, sind nicht okay. Nicht die brutale sozio-ökonomische Ungleichheit, die dieses Wirtschaftssystem am laufenden Band hervorbringt, muss verändert werden, sondern unsere Einstellung, am besten durch den „systemischen Transformationsberater“, der ja auch überleben will. Wenn der Zug der Kulturrevolution sich in Gang setzt in Richtung neue Ordnung, sitzt man eben besser in der Lok, als auf den Gleisen zu liegen.

Lars Henrik Gass, filmdienst.de, 18.5.2022 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)