Ich würde gerne etwas aufgreifen, was einerseits toll gemacht, aber andererseits hochproblematisch ist: Das sind Formate, die Zahlen zur Pandemie aufbereiten – interaktive Grafiken, die super gemacht sind und die viele Nutzer auch stark interessieren. Aber das führt dazu, dass man diese Zahlen wie Tabellenstände im Sport miteinander vergleicht: Sind wir jetzt schon wie Italien oder Spanien? Wie schneiden die USA ab? Wie stehen die Bundesländer und Landkreise in Deutschland da? Wer überholt wen? Die Zahlen werden für bare Münze in Echtzeit genommen. Aber auch wenn die Zahlen sauber recherchiert sind, können sie gar nicht das leisten, was man von ihnen erwartet: nämlich ein getreues Abbild der Wirklichkeit zu sein. Diese Zahlen erzählen die Geschichte nur einseitig, schmal und mitunter auch schief. Wenn es zum Beispiel heißt: „Zahl der Infizierten“ – dann stimmt das nicht. Es ist die Zahl der bekannten positiven Tests. Die Zahl der positiv Getesteten international zu vergleichen, macht gar keinen Sinn.
Klaus Meier, schwaebische.de, 05.04.2020 (online)