Zu den großen technischen und strukturellen Umwälzungen im vergangenen Jahrzehnt gehörte auch die von Corona getriebene weitgehende Entortung der Redaktion. Flure, Büros und Konferenzräume waren lange Zeit nahezu menschenleer, was gerade in einer Branche, die davon lebt, miteinander und übereinander zu reden und zu kommunizieren, problematisch ist. Gewiss, manches ließ sich durch Videokonferenzen und Bildschirmtelefonie erstaunlich gut ersetzen. Das aber ändert nichts daran, dass es sich dabei um einen Ersatz handelte und nicht unbedingt um positiven Fortschritt. Glaubt man daran, dass eine Redaktion, zumal die der SZ, einen ihr spezifischen Geist hat, der sich wiederum in der Zeitung niederschlägt, dann tut diesem Geist, der ohnehin nichts Materielles ist, eine zusätzliche Virtualisierung der Kommunikation nicht gut.
Kurt Kister, sueddeutsche.de, 5.10.2022 (online)