Unter dem Deckmantel eines verschärften Anti-Rassismus-Kampfes baut der Fußball-Weltverband ein Reglement aus, das harte Strafen gegen Kritiker ermöglicht. Bald soll es auch in Deutschland gelten. […]
Unter Infantinos Regie liefert der Weltverband seit 2016 steten Anlass für Kritik; auch die Justiz ist bisweilen mit ihm und seinen Leuten beschäftigt. Aber jetzt stellt sich die Frage, ob Protest in dieser Form überhaupt weiter möglich ist. Oder ob Fans, Spieler und Offizielle – auch in Deutschland – künftig gravierende Strafen befürchten müssen, wenn sie sich kritisch über den Weltverband oder andere umstrittene Fußball-Mächtige äußern.
Das Instrumentarium dafür verbirgt sich im neuen Disziplinarreglement, das der 37-köpfige Fifa-Rat unter Führung von Infantino im Mai beschlossen hat, unter Mitwirkung des DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf, der in dem mächtigen Fifa-Gremium sitzt. Im Juni ist das Reglement in Kraft getreten, vom 1. Januar 2026 an soll es verbindlich für alle Nationalverbände gelten. […]
Die Fifa hat gewissermaßen einen politisch korrekten Sichtschutz aufgebaut – hinter dem sich nun in aller Härte gegen Protestler vorgehen lässt. […]
In Deutschland und anderen westlichen Ländern lässt sich das hingegen nicht so einfach durchboxen. Schließlich gilt im Handlungsbereich des DFB weitaus Wichtigeres als die Spezialgesetzgebung der Fifa, nämlich das Grundgesetz samt Artikel 5 zur Meinungsfreiheit.
Johannes Aumüller und Thomas Kistner, sueddeutsche.de, 30.09.2025 (online)

