Das Bild des „alten weißen Mannes“ finde ich in der Diskussion nicht hilfreich, was man kritisiert, nämlich jemanden auszugrenzen für etwas, für das er nichts kann, nämlich Alter, Geschlecht und Hautfarbe. Selbst, wenn das nur bildlich für ein bestimmtes Prinzip westlicher Klassen- und Herrschaftsstrukturen steht, steckt dahinter ein tribalistisches Framing, dem man sich nicht unterwerfen sollte. Schwarze, Weiße und alles dazwischen müssen in dieser Frage zusammenarbeiten, Leute in Entscheiderpositionen müssen verstehen, dass von einer solchen Strukturreform die größten Erneuerungskräfte fürs deutsche Kino seit Oberhausen ausgehen könnten. Sie müssen zunächst einmal den fälschlicherweise angenommenen Normalzuschauer aus ihrem Denken verdrängen und es daraufhin als ihre Verantwortung begreifen, diverse Menschen zu ermächtigen. Diese wiederum würden ganz andere Narrative ermöglichen, neue Menschen in das System holen. Damit ermächtigten sie die Mehrheitsgesellschaft und das deutsche Kino gleich mit.
Sedat Aslan, artechock, 07.04.2022 (online)