Wenn die ARD tatsächlich wie geplant die Zahl der Sendeplätze für klassische Magazine zurückfahren sollte, um nach einer größeren Programmreform auf den Plätzen von „Monitor“, „Panorama“ und Co. mehr Dokus zu senden, dann drohen semi-aktuelle Recherchen kürzer zu kommen, womöglich zu kurz.
Erstaunlicherweise trommelt Restle öffentlich relativ allein für den Erhalt der Magazine. … Die Magazinform ist perfekt für das lineare Fernsehen geschaffen: Die Moderatorinnen und Moderatoren führen das Publikum nicht nur innerhalb der Sendung von Beitrag zu Beitrag; sie leiten auch zu den nachfolgenden Programmen wie den „Tagesthemen“ über. Alles im Sinne des „Audience Flow“, des Zuschauerstroms.
Doch der hat in der neuen digitalen Welt in dieser Form keine große Bedeutung. Und wenn sich Nutzerinnen und Nutzer in Mediatheken neben Unterhaltung überhaupt für Informationssendungen interessieren, dann meist für Dokumentationen, nach dem Motto: ein Thema, das aber konsequent. ….
Es lohnt ein Blick auf die BBC. Sie sendet mit „Newsnight“ jeden Tag ein hintergründiges Magazin, das von Recherche lebt. 40 Minuten, platziert im Anschluss an die halbstündigen „News at Ten“, die magazinige Züge haben, vergleichbar mit den „Tagesthemen“ oder dem „heute-journal“. „Newsnight“ ist ein flexibles Magazin, das sich am Tagesgeschehen orientiert, aber auch eigene Themen setzt.
Einzelne Beiträge können drei, aber auch zehn Minuten lang sein. Dazu kommen Talks: Analysen mit Expertinnen und Experten oder den Leuten aus der eigenen Redaktion, aber auch klassische Interviews und Gespräche – mal in einer größeren Runde mit bis zu drei Gästen, mal in einem harten Eins zu Eins. Mit dieser Flexibilität ist „Newsnight“ ein immer wieder überraschendes Format, das auch bietet, was die deutschen Politikmagazine einst mal waren: ein Ort für den direkten Diskurs.
Daniel Bouhs, uebermedien.de, 05.07.2021 (online)