Der Markt ist ein Konzept, das beschreibt, wie Preise gebildet werden: Man hat eine Gruppe, die etwas nachfragt, eine zweite bietet etwas an, und eine dritte sorgt dafür, dass sich alle an die Regeln halten. Das ist an sich eine sinnvolle Vereinfachung. Das große Problem an der Marktmetapher ist aber, dass Politiker*innen und Interessenvertretungen über den Markt sprechen, als hätte er ein Eigenleben: Wir seien dem Markt „ausgeliefert“, wir müssten die Märkte „beruhigen“. Dabei funktioniert der Markt nach von uns als Gesellschaft festgelegten Regeln. Wenn wir sprachlich so tun, als würde der Markt außerhalb des Staates existieren, ist das gefährlich, weil wir als Gesellschaft unsere Handlungsmöglichkeiten beschneiden. Denn wir könnten jederzeit unsere marktwirtschaftliche Grundordnung ändern, wenn es dafür die demokratischen Mehrheiten gäbe. Indem man sich das bewusst macht, erhält man als Gesellschaft ganz viel Verantwortung zurück.
Daniel Stähr, fluter.de, 11.03.2024 (online)