Kabarett ist einfach die Königsdisziplin. Das Kabarett hat sich allerdings immer negativer entwickelt und ist immer abhängiger geworden vom Bayerischen Rundfunk, vom Fernsehen. Der unglaubliche Puls, den dieses Genre mal gehabt hat, ist irgendwie abgestorben. Geblieben ist Mitte und Gleichmaß. […]
Was man selbst als Kabarett empfunden hat, hat man zugelassen und gefördert. Und das war herzlich wenig. Das waren die angepassten komödiantischen Elemente. Diese Kabarett-Sendungen sehen doch alle gleich aus. Das wirklich dunkle, strittige Kabarett, das auch mal wehtut, hat man immer links liegen lassen. Das ist ein ungustiöses Genre geworden, ich hab das für mich abgehakt. Meine Theorie ist: Der BR hat das Kabarett zerstört. […]
Es ist fatal, dass niemand mehr erfolgreich Kabarett machen kann, ohne den BR als Bühne zu nutzen. Wenigstens in Bayern. Die jungen Kabarettisten brauchen natürlich diese Öffentlichkeit. Und gleichzeitig geraten sie dann in ein Geflecht aus Ängsten, aus Quotendenken und Tabus. Die werden, schon bevor sie sich überhaupt entwickeln können, kastriert. Der Einzige, der das im Öffentlich-Rechtlichen mal durchbrochen hat, war der Olli Dittrich mit Dittsche in der Imbissbude, diese Ästhetik mit den Videokameras.
Sigi Zimmerschied, sueddeutsche.de, 30.11.2025 (online)

