Lügenpresse-Rufe von außen und Verteilungskämpfe im Inneren. In der Medienbranche zeigen sich etliche Kontroversen. Aus Sicht des Kommunikationswissenschaftlers Lutz Hachmeister ist das jedoch kein neues Phänomen: „Das ist eine schale Reaktualisierung eines uralten Konflikts. … Die Angriffe des Springer-Verlages auf das öffentlich-rechtliche System, die fangen ja schon Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre an.”
Von Beginn an, so Hachmeister, habe beispielsweise die Verteilung von Werbeeinnahmen eine Rolle gespielt. „Da befürchtete Springer, dass ihm traditionelle Werbegelder für das Print-System abhandenkommen. Das ist in gewisser Weise verständlich.“
So seien die Kontroversen vor allem durch die unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegeben: „Da investieren wir alle Milliarden in ARD, ZDF und Deutschlandradio. Das ist aller Diskussionen wert, was da für ein Ergebnis und welche Leistung dabei herauskommen. Aber das hat mit diesen Auseinandersetzungen zwischen Springer, dem neuen Bild Live-Fernsehen und den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ganz wenig zu tun. Das ist so eine schale Reaktualisierung eines uralten Konflikts.“ ….
In den USA zeigt sich schon seit Jahren, dass die großen Fernsehsender, Zeitungen oder Online-Portale völlig unterschiedliche Zielgruppen erreichen – getrennt nach politischen und ideologischen Lagern. Die Gefahr, dass es auch in Deutschland zu einer ähnlichen Polarisierung der Gesellschaft und der Medienlandschaft kommt, sieht Kommunikationswissenschaftler Hachmeister derzeit jedoch nicht: „Man muss wissen, dass die US-Gesellschaft mit den beiden großen Parteien im politischen Raum schon immer viel polarisierter war. Und insofern haben die Medien da etwas nachvollzogen, was sich im politischen Raum längst ergeben hatte.“
Lutz Hachmeister, mediasres, Deutschlandfunk, 06.09.2021 (online)