„Das Wort zum Sonntag“ wird 70 Jahre alt, zur Geburtstagsfeier reist sogar der Bundespräsident an. Sollte man den Kirchen trotz schwindender Mitglieder noch Sendezeit einräumen? […] Das Wort zum Sonntag ist mit der Zeit kürzer und, auf eine Art, kreativer geworden. […]
„Religion ist Unterbrechung“, hat der katholische Theologe Johann Baptist Metz einmal gesagt. Jahr für Jahr ist Das Wort zum Sonntag im Ersten diese fest einkalkulierte Unterbrechung im dahinplätschernden Fernseh-Samstagabend. Es ist die zweitälteste Sendung im deutschen Fernsehen nach der Tagesschau. […]
2023 hatte der RBB-Redaktionsausschuss das Senderecht kritisiert und gefordert, dieses auch anderen Religionsgruppen einzuräumen. […] Teilweise geschieht dies bereits, so hat der WDR für Juden die Hörfunksendung Gedanken zum Schabbat im Programm, der BR die Radiosendung Schalom. Für Muslime gibt es keine klassische Verkündigungssendung. Das ZDF unterhält aber – allerdings nur im Internet – das journalistische Forum am Freitag. Im NDR erhalten die Buddhistische Gesellschaft Hamburg, die Zeugen Jehovas Deutschland oder der Geistige Rat der Bahá’i Sendezeit. Nicht vergleichbar ist dies aber in Zeit und Umfang mit den Sendungen für katholische und evangelische Kirche.
Annette Zoch, sueddeutsche.de, 15.11.2024 (online)