Sebastian Fitzek würde kein einziges Buch mehr verkaufen, wenn er nur noch gute Menschen in seine Bücher schreiben würde. Aber ich finde, Autoren und Autorinnen sollten trotz allem Verantwortung für ihre Werke übernehmen, und ich will Verantwortung für 80 Frauen übernehmen. Es ist eine legitime Debatte, ob Thilo Mischke, Autor eines sexistischen, rassistischen Buches, ttt moderieren darf. Ich hätte gerne an dieser Debatte teilgenommen, das wäre vielleicht ein toller Beitrag für meine erste Sendung gewesen. Genau das habe ich der ARD und den Redaktionen von ttt vorgeschlagen; sich dem Ganzen selbstkritisch anzunehmen. […]
Die Kritik an mir wurde manchmal unsachgemäß und diffamierend geäußert, manchmal war sie auch total berechtigt. Was mich aber wirklich erschüttert hat, ist: Diese Debatte, ob ich eine Kultursendung moderieren darf, wurde ohne mich geführt. Das hat mir die Beine weggerissen. Die Verantwortung dafür tragen aber nicht nur die Podcasterinnen oder die Leute, die im Internet Kommentare geschrieben haben. Sondern die Journalisten, die das alles verbreitet haben, ohne es infrage zu stellen. Am 26. Dezember habe ich eine Spiegel Meldung auf meinem Handy gesehen: »ttt-Moderator steht wegen Sexismus -Vorwürfen in der Kritik«. Vom Spiegel habe ich vor Erscheinen keine Mail bekommen. Keine Anfrage, ob ich mich äußern möchte. Es gab 500 Texte zu dem Fall, aber ich habe weniger als zehn Presseanfragen bekommen.
Thilo Mischke, zeit.de, 26.02.2025 (online)