Mit der Beauftragung der Wirtschaftskanzlei Deloitte für die Untersuchung der Vorwürfe gegen Chefs des Landesstudios in Kiel hat der Rundfunkrat ein untaugliches Instrument gewählt, um einen mutmaßlichen Skandal bei den Öffentlich-Rechtlichen aufzuklären. Finanzexperten als Schiedsrichter journalistischer Berichte – eine absurde Mission. Und ein Job, den sich die auf Wirtschaftsprüfung spezialisierten Berater teuer entlohnen lassen. […]
Deloitte mag auf seinem Fachgebiet hohe Verdienste haben: In der Beurteilung journalistischer Fragen fehlt den Beratern jedoch die Kompetenz. Dafür gibt es in der Republik hervorragende und unabhängige Experten, die diese Aufgabe angemessener und vermutlich auch viel günstiger erledigen könnten. Auf diese naheliegende Idee aber kam wohl keiner. […]
Stattdessen sollen nun fachfremde Berater mit vierstelligen Tagessätzen klären, „ob die landespolitische Berichterstattung des Landesfunkhauses in Kiel ausgewogen war“ und ob „Regeln und Abläufe“ geeignet sind, eine „unangemessene Einflussnahme zu verhindern“, wie es im Arbeitsauftrag des Rundfunkrats heißt. Diese Konstellation erscheint grotesk.
Georg Altrogge, welt.de, 20.9.2022 (online)