Zitiert: Der Fall El Hotzo und die öffentlich-rechtliche Scheinheiligkeit

Der rbb hat einen Satiriker wegen eines Posts gegen Donald Trump und „Werte“ gefeuert. Aber Antisemiten, Frauenfeinde und „völkische Jammer-Ossis“ dürfen bleiben? […]

Die rbb-Programmdirektorin Katrin Günther begründet die Kündigung damit, dass Hotz’ Äußerungen „mit den Werten, für die der rbb einsteht, nicht vereinbar“ wären. Ich kann das bestens nachvollziehen. Auch Satire hat ihre Grenzen dort, wo die Menschenwürde angegriffen und das Recht auf Leben infrage gestellt werden. Unabhängig davon, ob es um Unsympathen, Autokraten oder Gewalttäter geht. Dass die rbb-Programmdirektorin die Äußerungen von Hotz als Verstoß gegen die Werte ihrer Organisation bezeichnet, ist durchaus verständlich. Dennoch habe ich Fragen. […]

Vielleicht hätte Sebastian Hotz besser einen antisemitischen Witz machen sollen. Ich würde meinen rechten Arm darauf verwetten, dass ihn rbb, ZDF, WDR und SWR mit einem Verweis auf die Kunst-, Satire-, Meinungs- und Pressefreiheit verteidigt hätten. […]

Stattdessen offenbaren Verantwortliche des öffentlich-rechtlichen Universums ihre gesammelte Rückgratlosigkeit einer staunenden Weltöffentlichkeit. Die Geschwindigkeit, mit der in solchen Fällen freie Autoren einer rechten Meute zum Fraß vorgeworfen wurden, ist beschämend, aber nicht überraschend.

Stephan Anpalagan, stern.de, 18.07.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)