NDR und BR tragen ihren Streit auf dem Rücken einer Moderatorin aus, anstatt eine offene politische Debatte auch im Programm zuzulassen. […] Die Sache wurde groß, weil sie stellvertretend für eine mangelnde Widerstandsfähigkeit in Debatten steht – und für die Kopflosigkeit der ARD. Sie wirkt zuletzt getrieben vom vermuteten Publikumswillen bei gleichzeitiger Angst vor Kritik. […]
Im Fokus steht aber einzig eine Moderatorin, als könnte man sich mit ihr aller Probleme entledigen.
Julia Ruhs selbst möchte andere aufregen. Das sorgt für Aufmerksamkeit, ist journalistisch gesehen aber kein wirklich interessanter Ansatz. Man hätte die Sendung von vornherein anders besetzen sollen. Man hätte sie auch mit dem Ende der Versuchsreihe beenden können. Der Umgang mit ihr im offenen Widerspruch zweier Sender ist dagegen nicht fair.
Die ARD leidet unter ihrem Föderalismus, in dem neun Landesanstalten ihr eigenes Ding machen, aus Spargründen aber mehr zusammenarbeiten sollen. Wie schlecht das funktioniert, zeigt sich erneut. Das Machtgezerre zwischen gleichberechtigten Sendern macht die ARD unfähig, einer Debatte standzuhalten.
Aurelie von Blazekovic, sueddeutsche.de, 18.09.2025 (online)

