Von „Reich und schön“ bis „Bares für Rares“: Auf Fast-Channels läuft rund um die Uhr Retro-TV – kostenlos, werbefinanziert und erstaunlich resistent gegen Originalität. […]
Vor allem also befeuert Fast die längst laufende Inhalte-Inflation weiter. Immer noch mehr Medieninhalte vergangener Jahre und Jahrzehnte lassen sich auf immer noch mehr Wegen ansehen und treten in Konkurrenz mit den auch längst unüberschaubar vielen laufend neu produzierten Inhalten.
Und zwar in Konkurrenz sowohl ums begrenzte Medienzeit-Budget des Publikums als auch ums Budget der Werbekunden, die all das komplett finanzieren sollen (oder teilweise: viele zahlende Netflix-Abonnenten sehen schließlich auch Werbung). […]
Und noch mehr Fragen könnten sich anschließen. Ob die steigende Zahl der Channels den reklamierten „Leanback“-Faktor nicht zunichte macht, weil der Auswahl-Stress auch hier steigt, ist vielleicht eine rhetorische.
Brisanter wäre, wie die vergleichsweise sicher finanzierten deutschen Öffentlich-Rechtlichen mit ihren längst riesengroßen und weiter wachsenden Programm-Bibliotheken sich verhalten dürfen und sollten.
Wenn etwa im Pluto TV-Kanal die 129-folgige ARD-Serie „Familie Dr. Kleist“ rotiert, entlastet das die Beitragszahler, weil eine ARD-Tochter an den Werbeeinnahmen teilhat und ihre Gewinne künftige Beitragserhöhungen verringern?
Oder werden die Beitragszahler eher behumst, weil sie doch schon dafür bezahlt hatten (und in der ARD-Mediathek derzeit nur die Staffeln 6 bis 9 werbefrei zu sehen sind)?
Christian Bartels, Telepolis, 11.07.2025 (online)

