Der gesellschaftliche Unsinn, dass in den meisten Autos, die auf europäischen Straßen fahren, nur eine Person sitzt, die für sich das Recht des Individualverkehrs reklamiert, ist mit dem non-linearen Fernsehen vergleichbar, das ja auch als große Freiheit gefeiert wird. Dass ein und dieselbe Serie auf einer Streaming-Plattform von Hunderttausenden Menschen um wenige Minuten zeitversetzt geschaut werden kann, statt zu einer festgesetzten Zeit in einem Fernsehprogramm, hat nur etwas mit Bequemlichkeit zu tun. Dies als Freiheit zu verkaufen, könnte man als letzten Triumph des Neoliberalismus bezeichnen. Bis eines Tages die Energie- und deren ökologischen Folgekosten auf die gesellschaftliche Rechnung gesetzt werden.
Dietrich Leder, Medienkorrespondenz, 14.01.2020 (online)