Es ist eigentlich gutes, altes Handwerk zu fragen, wer die Definitionsmacht hat, wer und was glauben machen will und warum. Zu fragen nach den Perspektiven und Folgen jetzt und in der Zukunft, und zwar für alle direkt und indirekt Betroffenen. Also: Wer sind die Leute, die von den Folgen auch noch betroffen sind? Handelt es sich bei einem Waffenstillstand um ein Patt oder nur um Erschöpfung? Ist es Frieden, wenn ein Friedensvertrag unterschrieben wird? Welche Fragen bleiben offen und können künftige Gewalt auslösen? Wer bietet friedensschaffende Optionen, Ideen, Initiativen? Fragen an unsere künftige, möglicherweise feministische Außenpolitik, für die es selbstverständlich sein muss, Frauen-Not und Frauen-Kraft zu sehen, zuzuhören. Ja doch, in die Missionen und Gespräche am runden Tisch gehören Vertreterinnen und deren Erfahrungen. Das ist nicht ein „Soft Skill“, beliebig einsetzbar am Rande.
Sonia Mikich, sueddeutsche.de, 2.4.2022 (online)