Medienvertrauen, Fake News und Desinfo: Deutsche zweifeln laut einer Studie an der Berichterstattung. Warum Verunsicherung nichts Schlechtes sein muss. […]
Aus Sicht zumindest mancher Medienforschender geht der veröffentlichte leitmediale Diskurs allerdings an wichtigen Erkenntnissen vorbei. Die Publika sollten nicht unterschätzt werden und warum „Verunsicherung“ nichts Schlechtes sein muss, das soll eine medien- und gesellschaftskritische Analyse im Folgenden erklären. […]
Eine Minderheit von 13 Prozent gab laut Studie an (im Text dort heißt es abwertend „glaubt“), beim Thema „Desinformation“ gehe es „nur darum, alternative Meinungen schlecht zu machen und als unglaubwürdig darzustellen.“
Verzeihung: Was soll das unscheinbar erscheinende Adverb-Wörtchen „nur“ hier in der Fragestellung? Es sagt in seiner bemerkenswerten Undifferenziertheit mehr über die Studie aus als über die Befragten.
Als eine Art Kontrastfolie zu „Desinformation“ wurde in der Studie „Medienvertrauen“ (als Vertrauen der Menschen gegenüber „den Medien“ ganz allgemein) bestimmt. Was genau als „die Medien“ verstanden werden sollte, wird leider kaum klar.
Jedenfalls lauteten die drei konkreten Aussagen-Vorgaben, die bewertet werden sollten:
1. „Alles in allem kann man der Berichterstattung über politische Themen in den Medien vertrauen“
2. „Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen“
und
3. „Die Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren“.
Wenig überraschend, dass im Ergebnis dann in jener Gruppe „niedriges Medienvertrauen“ die AfD-Klientel (58 Prozent) vorne liegt und die der Bündnisgrünen (drei Prozent) hinten, während es in der Gruppe „hohes Medienvertrauen“ genau andersherum ist – hier führen die Bündnisgrünen (30 Prozent), und die AfD (drei Prozent) bildet das Schlusslicht (dazwischen wurde im Ergebnis der Studie eine Gruppe „mittleres Medienvertrauen“ gebildet, in die Anhängerschaft von Union und SPD führt).
Sebastian Köhler, Telepolis, 08.03.2024 (online)