Martin Andree spricht von einer entscheidenden Phase, in die wir eingetreten sind. 2021 überholte die Online-Nutzung von Medien die der klassischen Darreichungsformate. Und je mehr die Onlinenutzung steigt, umso größer wird die Abhängigkeit von Big Tech. „80 bis 90 Prozent der digitalen Werbebudgets landen bei Google, Meta, Amazon, Apple oder jetzt TikTok. Die übrige Medienlandschaft teilt sich die restlichen 10 Prozent. Das kann auf Dauer nicht funktionieren“.
Martin Andree gründet seine drastischen Worte auf nackte Zahlen. Während Youtube, Google, Facebook oder Instagram die Mediennutzung dominieren, findet eine digitale Nutzung klassischer Medien praktisch nicht statt. Auch wenn einzelne Verlage positive Abo-Zahlen im Digitalen vorweisen, ist das ein Sandkorn im Digitaluniversum. „In der aktuellen Situation kann man als Medienhaus entweder selbst zum Monopolisten werden oder sich direkt zu den anderen auf den Friedhof legen“, so Andree weiter. Der sogenannte Gini-Koeffizient, der den Grad der Gleichverteilung bei einem Datenset misst, liegt bei der Digitalnutzung bei 0,98. Der Wert 1 markiert das totale Monopol, 0 wäre die vollständige Gleichverteilung.
Selbst vermeintlich erfolgreiche Medien wie „Bild.de“, „Wetter.com“ oder „Spiegel.de“ platziert Martin Andree auf dem Friedhof. Sie rangieren nicht ganz auf der Nulllinie, aber nahe dran. Scheintot könnte man sagen. Gleiches gilt aus seiner Sicht für Blogger, Marken und den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk.
Frank Puscher, meedia.de, 30.08.2024 (online)