Mitte 1990 steht der Sender als finanziell intakte, leistungsfähige, moderne und motivierte Anstalt gut da. Als Chronist der Wende hat man sich offenkundig vom Stigma des Partei- und Staatsfunks befreit, wenn die Nachrichtensendung Aktuell und das Jugendjournal elf99 Einschaltquoten jenseits der 40 Prozent erreichen. Mitte 1990 gebietet der DFF über ein Jahresbudget von 750 Millionen (ab 1. Juli) DM, aufgestockt durch Werbeeinnahmen, die bis Ende 1991 auf 400 Millionen DM steigen, und verfügt über Liegenschaften im Wert von 1,5 Milliarden DM. Gearbeitet wird nach ersten Entlassungswellen noch mit gut 4.800 Beschäftigten an drei Standorten in Ostberlin, an denen sich künstlerisches und publizistisches Potenzial vor allem deshalb massiert, weil – inzwischen in Zeiten des Outsourcings undenkbar – mehr als ein Drittel des Programms auf eigener Produktion basiert.
Lutz Herden, FREITAG 27/2020 (online)