Auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind die wichtigsten Begabungen aus dem Hörfunk gekommen: Günther Jauch, Thomas Gottschalk … Die Radiomoderatoren haben eine große Nähe zu dem, was in den Menschen immer gegenwärtig ist. Das ist Mündlichkeit und das Hören. Das Ohr unterscheidet besser, wem ich vertrauen kann, als das Auge, das sich durch Werbung schneller täuschen lässt. Die Begabungsreserve liegt im Hörfunk. …. Die Sender und auch manche Abteilungsleiter haben die Tendenz, den Hörfunk den durch das Fernsehen geprägten Zielgruppen unterzuordnen.
Viel mehr als über die Absetzung der „Lindenstraße“ würde ich über diese Unterschätzung des Hörfunks jammern. Es gibt zwar immer noch Hörspiele und andere große Qualitäten, aber das, was das Medium öffentlich-rechtlicher Rundfunk besonders gut kann, wird bedroht.
Alexander Kluge: Im Netz gibt es keine Öffentlichkeit. Sonderheft 70 Jahre epdmedien, S. 5 f.