Auf der einen Seite die Besserverdienenden in den Innenstädten – pro EU, pro Einwanderung. Auf der anderen Seite das Proletariat auf dem Land und in den Außenbezirken – europaskeptisch, latent migrationsfeindlich. Dieses Bild entsteht in Talkrunden, dient Parteien im Wahlkampf und prägt Diskussionen in sozialen Medien. […]
Um eine strukturelle Polarisierung zu behaupten, so die Soziolog:innen, wären zwei Annahmen zu erhärten. Erstens müssten Architekt:innen oder Manager:innen deutlich andere Einstellungen beziehen als etwa Kellner:innen oder Hilfsarbeiter:innen. Zweitens müssten sich die Positionen innerhalb der Berufsklassen als tendenziell homogen erweisen. […]
Die Spreizung der Meinungen unter Hilfsarbeiter:innen und Frisör:innen ist deutlich höher als unter Ärzt:innen und Unternehmer:innen. Daraus folgt für die Soziologin, dass es Parteien und gesellschaftspolitischen Strömungen vorerst nicht gelingen wird, die unteren Berufsklassen für die eine oder andere Position zu mobilisieren. „Den sogenannten einfachen Menschen pauschal zu unterstellen, empfänglicher für Populismus zu sein, ist arrogant und sachlich falsch.“
Unterm Strich widerlegt die FU-Studie die These von der Spaltung der Gesellschaft.
Pressemitteilung der FU Berlin, Nr. 035/2024 vom 16.02.2024 (online)