Die Filmbranche lebt vom Glamour. Das lässt sich vom 30. Oktober bis 3. November bei den Biberacher Filmfestspielen erleben. Viel Hype, roter Teppich, Glanz und Stars werden aufgeboten, der Welt der Filmillusionen stehen die Illusionen auf dem roten Teppich in nichts nach. Doch die Filmschaffenden kehren der Branche den Rücken.
Arbeitsalltag beim Filmdreh: 60-/70-Stundenwoche, rüder Umgangston, Sexismus, prekäre Verhältnisse fallen als Stichworte auf der Tagung „Arbeitsbedingungen in der Filmbranche“ der Evangelischen Akademie Bad Boll im Hospitalhof in Stuttgart. Andererseits gilt aber auch: 40 Prozent der Filmschaffenden seien mit den Arbeitsbedingungen zufrieden, 80 Prozent gingen gerne zur Arbeit, zitierten Fritzie Benesch und Judith Frahm aus einer Studie bei der Einführungsdiskussion der Tagung. […]
Doch neben besseren Rahmenbedingungen muss sich auch etwas an der Führungs- und Arbeitskultur beim Film ändern. Das zeigte die von Daniel Danzer präsentierte anonymisierte Umfrage unter Filmschaffenden. Aus den verschiedenen Statements wird deutlich: Schlechte oder auch keine Entlohnung, extreme Arbeitszeiten, überforderte Teams, fehlende Wertschätzung gehören in allen Filmgewerken zum Arbeitsalltag, hinzu kommen bürokratische Strukturen bei den Öffentlich-Rechtlichen und in der Filmförderung. „Es ist die Spitze des Eisbergs, und der Eisberg ist groß“, so Danzer.
Deshalb müssten Strukturen geschaffen werden, die es begünstigen, faire Arbeitsbedingungen umzusetzen.
Beate Mehlin, staatsanzeiger.de, 30.10.2024 (online)