Die am Dienstag vorgestellte Sonderauswertung der Pisa-Studie zu Lesekompetenz lässt Schülerinnen und Schüler schlecht dastehen. Schuld sind die Erwachsenen. …. Man muss das einmal weiterdenken: Wenn heute weniger als die Hälfte der 15-Jährigen in Deutschland in der Lage ist, in Texten Fakten von Meinungen zu unterscheiden, was bedeutet das für ihr erwachsenes Leben? Wie treffen sie Entscheidungen für oder gegen Produkte, wie verhalten sie sich in Gesundheitsfragen, welcher Politik vertrauen sie?
Cornelia Geißler, Berliner Zeitung, 04.05.2021 (online)
45 Prozent von ihnen ist demnach nicht in der Lage, in einem Text Fakten von Meinungen zu unterscheiden. Und auch nicht mal die die Hälfte gab an, das Erkennen subjektiv gefärbter Texte im Unterricht zu lernen. … Bemerkenswert ist, dass die 15-Jährigen in Deutschland eigentlich sehr gut Bescheid wissen. In kaum einem Land konnten die Jugendlichen Fragen etwa nach dem Umgang mit verdächtigen E-Mails besser beantworten. Doch es hapere bei der Umsetzung, bei der „Handlungskompetenz“, so Schleicher. Die Pisa-Studie legte den Teilnehmern etwa einen fiktiven Blogeintrag vor, der auf andere Artikel verlinkt, die dann wiederum bewertet werden mussten. Dabei schnitten die deutschen Jugendlichen unterdurchschnittlich ab. Schleicher sieht in dieser Kluft zwischen Theorie und Praxis einen Auftrag an die Schulen, dem Lesen im Digitalen im Unterricht mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Paul Munzinger, sueddeutsche.de, 04.05.2021 (online)