Die Lücke zwischen Berichterstattung und Klimakrise schließt sich nicht. Die Klimakrise eskaliert zusehends und wir kommen nicht hinterher. Zwei weitere Jahre sind vergangen, in denen weder Medien noch Politik in den Klima-Krisenmodus geschaltet haben.
Die Klimakrise wird noch immer wie ein Thema behandelt; als eines von vielen Themen auf der medialen Bühne. Dass die Klimakrise die Bühne selbst bedroht und sich wie eine Dimension durch jedes Thema zieht, scheinen die meisten Redaktionen auch 2022 nicht verinnerlicht zu haben. Im Gesamtbild der Berichterstattung wird das jedenfalls nicht sichtbar. […]
Anstatt die Zusammenhänge überall dort zu thematisieren, wo sie eine Rolle spielen, sehen wir vor allem zusätzliche journalistische Angebote; Beiträge, die man bewusst ansteuern muss. Das machen aber vor allem die, die sowieso schon ein größeres Bewusstsein für das Ausmaß der Krise haben. […]
Die Berichterstattung gleicht politische Positionen außerdem noch immer nicht konsequent mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ab. Die eindrücklichsten Beispiele dafür waren die Berichte zum Bundestagswahlkampf (was genau da das Problem war, habe ich u.a. hier erklärt) und Beiträge rund um die Taxonomie-Debatte, in der die EU beschlossen hat, Gas und Atomenergie als nachhaltig zu labeln. […]
Man kann es aber auch so sehen: Die mediale Verdrängung macht unsere individuelle und gesamtgesellschaftliche Verdrängung erst möglich.
Es geht dabei nicht um Schuldfragen, es geht darum, strukturelle Probleme zu verstehen, um Hebel für Veränderung zu identifizieren.
Sara Schurmann, uebermedien, 8.9.2022 (online)