Das Angebot der ARD-Rundfunkanstalten an Kulturradios ist beachtlich. […] So vielfältig, wie sich die Programme mit ihren Namen und Schreibweisen geben, sind sie inhaltlich nicht. […]
Diese Stichprobe kann die Verluste, die die Kulturprogramme durch Sparmaßnahmen in den letzten Jahren erleiden mussten, nicht messen. Sie kann nur den augenblicklichen Stand festhalten. […]
Nachts schalten sich die Kulturprogramme schon seit einigen Jahren zusammen. Im Sommer geschieht dies für eine gewisse Zeit auch schon am Abend, wenn im „ARD-Radiofestival“ ab 20 Uhr Konzerte von den Musikfestivals übertragen werden. Wäre ein solches zusammengeschaltetes Programm – jenseits der Frage, ob es medienrechtlich durchgesetzt werden könnte – sinnvoll, wie Tom Buhrow andeutete?
Beim Durchhören gab es tatsächlich vieles, was so oder so ähnlich in vielen Programmen parallel zu hören war. Aber es gab mindestens so viel, womit sich einzelne Programme – hier seien vor allem Bayern 2, SWR2 und WDR3 genannt – als besonders, als individuell, als stark regional fundiert erwiesen. Käme es zu einem gemeinsamen ARD-Kulturradio, wäre eine Nivellierung auf niedrigem Niveau und ein dramatischer Verlust an Vielfalt zu befürchten. […]
Bleibt aber die Pflicht der Kulturprogramme, bei aller Eigenständigkeit und Individualität weiter zu kooperieren, Entdeckungen zu teilen, Höhepunkte zu übernehmen. Wichtig wäre es, den Reichtum des täglichen Angebots in der ARD-Audiothek stärker sichtbar zu machen. Dort rangieren die laufenden Programme deutlich hinter all dem, was heute Podcast heißt und zum Download angeboten wird. Das aktuelle Programm muss dort erst mühsam über die Sender gesucht werden. Warum gibt es keine ständig aktualisierte Übersicht, was in den Kulturprogrammen aktuell läuft? Verbunden mit der Möglichkeit, sich über einen Link in diese Programme hineinzuschalten?
Und: In der ARD-Audiothek sollte der Reichtum dessen, was in den Archiven der Rundfunkanstalten schlummert, besser präsentiert werden.
Dietrich Leder, epd medien 47/22 (online)