Zitiert: Die Militarisierung der Medien

Zur Erinnerung: Artikel 26 des Grundgesetzes („Friedenssicherung“) bezeichnet „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten“, als „verfassungswidrig“. Tatsächlich aber verfahren sowohl die politisch Verantwortlichen als auch die meisten Medien nach dem Motto: „Haltet den Dieb!“. Der Böse ist wie immer „der Russe“. […]

Die Medien sollen idealerweise nicht nur informieren, sondern die Politik kritisch begleiten. Im Kontext der Ukraine-Berichterstattung findet dies nur eingeschränkt statt. Viele Medien übernehmen das gelegentlich reichlich schlichte Narrativ der Politik. […]

Die Forderung nach Frieden reiche nicht. „Die Diskussion ist über diese Debatte tatsächlich hinweggegangen.“ Wirklich? Müsste es nicht eher heißen: Einige Redaktionen haben keine Lust mehr auf grundsätzliche Kontroversen? Sie diskutieren offenbar lieber im wohligen Kreis der Gleichgesinnten. Oder wirkt da die Schere im Kopf? Wer allzu sehr vom medialen Mainstream abweicht, schafft sich erfahrungsgemäß keine Freunde.

Die Sendung belegt anschaulich die Repräsentationslücke zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung, wie sie der Leipziger Kommunikationswissenschaftler Uwe Krüger schon 2013 in seiner Studie „Meinungsmacht“ festgestellt hatte. […]

Die Deutungshoheit in den allermeisten Printmedien und leider auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk liegt inzwischen fast ausschließlich bei Kräften, deren politische Strategievorschläge sich in der Losung „Waffen, mehr Waffen, noch mehr Waffen für die Ukraine“ erschöpfen.

DLF-Hörerin Kupke hat Recht: Mit Perspektivenvielfalt, die für eine demokratische Meinungsbildung notwendig ist, hat das nichts mehr zu tun. Putin Monster – NATO gut? „Wertebasierter“ Westen kontra „imperialistische“ Russen? Das ist binäres, undifferenziertes Denken.

Günter Herkel, M, 07.03.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)