Zitiert: Die Nachwendegeneration in Zeiten der Krise

OBS-Studie analysiert, wie die gegenwärtigen Krisen in der Nachwendegeneration verarbeitet werden Zentraler Befund: In Ost und West fehlt Vertrauen, dass die Zukunft zum Besseren gestaltet werden kann. Die gesellschaftliche Stimmung wird als gespalten wahrgenommen, Zweifel an den Lösungskompetenzen der Politik sind verbreitet. […]

Die Analyse mehrerer Fokusgruppen verdeutlicht: Geeint zeigt sich die Nachwendegeneration gegenwärtig in einer pessimistischen Stimmung. In Ost wie West ist die private Situation vielfach von finanziellen Sorgen und Unsicherheiten geprägt, die in Ostdeutschland auch durch das niedrigere Lohnniveau bedingt sind.

Damit stehen die Ergebnisse in klarem Kontrast zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019, in der die OBS gemeinsam mit dem Autorenteam erstmals Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der ost- und westdeutschen Nachwendegeneration untersucht hatte. Ein zentrales Ergebnis damals – ein geteilter hoffnungsvoller Blick in die Zukunft – ist im Zuge der multiplen Krisenerfahrungen der letzten Jahre ins Gegenteil umgeschlagen. Auch das Vertrauen in Demokratie und Politik sowie die Einschätzungen zu sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt haben sich seit der ersten Erhebung verschlechtert. […]

Auch Ansätze autoritärer Krisenverarbeitungen werden in den Fokusgruppen sichtbar: Der Eindruck, die eigenen Sorgen würden von der Politik nicht gehört, wird verbunden mit entsolidarisierenden Abgrenzungen „nach unten“. Hochgehalten wird ein neoliberales Leistungsprinzip, demzufolge Armut und Arbeitslosigkeit als individuelles Selbstverschulden gewertet werden.

OBS-Pressemitteilung, 09.11.2023 (online)

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