Zitiert: Die Polit-Talkshows beginnen zu spät

In TV-Talkshows wird Politik hautnah erfahrbar gemacht. Doch durch die späte Sendezeit werden Millionen Menschen davon ausgeschlossen. […]

Wer um 6 Uhr morgens aufsteht und mindestens 7 Stunden lang geschlafen haben will, muss spätestens um 23 Uhr einschlafen. Also nicht erst sich fertig machen und ins Bett gehen, sondern bereits schlafen. Das ist Alltag in Millionen Haushalten in Deutschland. … Nun ein Blick in die Anfangszeiten der Polit-Talkshows der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender: Anne Will beginnt in der Regel um 21 Uhr 45 und endet um 22 Uhr 45, Markus Lanz beginnt um 23 Uhr, Sandra Maischberger beginnt um 22 Uhr 45 und endet um Mitternacht, Frank Plasberg (hart aber fair) beginnt um 21 Uhr und endet um 22 Uhr 15, Maybrit Illner beginnt um 22 Uhr 15 und endet um 23 Uhr 15. Das heißt, dass Millionen Menschen, die hart arbeiten und ausreichend lange schlafen wollen, von den meisten Polit-Talks der Öffentlich-Rechtlichen ausgeschlossen sind. […]

Wen haben die TV-Programm-Verantwortlichen mit so späten Sendezeiten als Nutzer im Blick – Studenten, Freischaffende, Singles? Gehen sie davon aus, dass die „Normalos“ sich für Politik ohnehin nicht sonderlich interessieren? Wer den Informations- und Orientierungsauftrag ernst nimmt, sollte diesen Verdacht durch frühere Sendezeiten entkräften.

Malte Lehming, tagesspiegel.de, 31.5.2022 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)