Experten aus Mali, Niger und Deutschland kritisieren medial „übervereinfachte Realitätswahrnehmungen“ der Sahel-Konflikte; ein Ausblenden von Parlamentsdebatten stößt auf Unverständnis. Zu den Militäreinsätzen wird nicht hintergründig im Sahel recherchiert. Es gibt keine Reportagen und keine investigativen Recherchen aus dem Sahel. Korrespondenten berichten aus Kapstadt, Paris, Berlin und Rabat; also 2.400 bis 6.000 km entfernt von Bamako/Mali.
Hochrangige französische und deutsche Regierungsvertreter dominieren die Informationsquellen; wichtige Quellengruppen aus Afrika kommen so gut wie nie zu Wort. […] Zum Komplex „Terrorismus“ wird nicht hintergründig aufgeklärt. Von breiter Information und nachhaltiger Beförderung eines gesellschaftlichen Diskurses kann keine Rede sein. ….
Wir wollen mit der Vorabpublikation der Zusammenfassung auf die weitere innenpolitische Diskussion einwirken. Die noch anstehenden parlamentarischen Beratungs- und Entscheidungsprozesse scheinen offen zu sein. Entscheidend aber ist, dass wir vom Mediensystem einen deutlich ernsthafteren Umgang mit dem Thema Krieg und Kriegseinsätze fordern. …
Dass unter den Autoren der analysierten Beiträge kein einziger afrikanischer Journalist ist, empfindet Diallo als „Verachtung“ und Affront. Asche dazu: „In der Phase der politischen Entscheidung nicht einmal einen afrikanischen Autor, um einen Gastkommentar gefragt zu haben“, drücke die „Geringschätzung des Themas aus“ und zeige, dass die Redaktionen „den berechtigten Teil der neueren Postkolonialismus-Debatte noch nicht ernst genommen“ hätten. Diallo weist darauf hin, dass sich die Berichterstattung in immer gleichen Frames bewege.
Lutz Mükke, Kurzfassung OBS-Arbeitspapier 54, 2.5.2022 (online)