Klaus Marschall leitet die Augsburger Puppenkiste in dritter Generation, bald gibt er an seine Kinder ab. Doch zuvor hat er noch Wichtiges zu erledigen im wohl berühmtesten Marionettentheater der Welt. […]
Die Puppenkiste nimmt die Kinder mit und berieselt sie nicht nur mit schnellen Bildern. Marschall sagt: „Im Fernsehen verlangt keiner mehr von den Kindern, das Gesehene zu verarbeiten. Sie konsumieren nur. Bei uns identifizieren sie sich bestenfalls mit der Hauptfigur.“ Das funktioniert, wie beim Hotzenplotz, auch mit jahrzehntealten Drehbüchern. Oder sie passen die Geschichten der Moderne an – so wie jüngst bei Rapunzel zum 75-jährigen Bestehen des Theaters. Die Hauptfigur ist in der neuen Fassung kein Mädchen mehr, das auf einen Prinzen wartet. So ein Frauenbild könnte man heute nicht mehr vermitteln. Rapunzel ist eine starke Persönlichkeit, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt – und trotzdem nah am Originaltext bleibt.
Klaus Marschall hat viel geschafft die vergangenen 30 Jahre, nun will er noch die Theaterstruktur zukunftsfähig machen. Aber ein Familienbetrieb, das soll die Puppenkiste bleiben. Gerne über die vierte Generation hinaus.
Florian Fuchs, sueddeutsche.de, 01.09.2025 (online)

