Im Staatsauftrag wurden Dokumentationen des Alltags in der DDR hergestellt, verschwanden aber ungesehen im Archiv. Nun können sie kostenlos besichtigt werden. […]
Aus heutiger Sicht mutet es wie die Ausgeburt einer kafkaesken Bürokratie an, dass eine kleine Schar von Filmemachern im Staatsauftrag zwischen 1971 und 1986 filmische Dokumentationen des Alltags in der DDR herstellte, die dann jedoch nie öffentlich gezeigt werden durften und im Archiv verschwanden. Dort lagerten sie und gerieten in Vergessenheit. Erst seit etwa zehn Jahren wird der Bestand systematisch erschlossen und im Bundesarchiv digital aufbereitet.
Das Berliner Zeughauskino präsentierte gerade erstmals in einer Filmreihe eine Auswahl dieses hochinteressanten Materials einer staunenden Öffentlichkeit. Tatsächlich hat man solcherart ungeschminkte, authentische filmische Einblicke in verschiedenste Aspekte des Alltags- und Arbeitslebens der DDR nie bisher gesehen. […]
Mittlerweile kann der gesamte Bestand der Staatlichen Filmdokumentation online im digitalen Lesesaal des Bundesarchivs besichtigt werden, kostenlos und ohne Anmeldung. Über die letzten Jahre sind die erhaltenen Filmkopien komplett digitalisiert worden. Angesichts knapper Kassen eine bemerkenswerte Leistung, die auch für die Bedeutung dieses Konvoluts für Zeithistoriker spricht.
Frank Schirrmeister, berliner-zeitung.de, 11.07.2025 (online)