Zitiert: „Die Zuschauer:innen sollen selbst mitkuratieren“

Nicht erst seit dem Zusammenschluss der ARD- und ZDF-Mediatheken wächst der Pool an öffentlich-rechtlichen Online-Inhalten. Wie macht man diese Inhalte sinnvoll zugänglich? Ein Gespräch mit Filmemacher Andreas Scheffer über Kuratierung öffentlich-rechtlicher Inhalte und seine Idee von „Digital Lean Back“.

„Diese prinzipiell positive Entwicklung führt aber auch zu neuen Herausforderungen und Aufgaben. Allen voran kommt der Kuratierung von online verfügbaren Inhalten eine wachsende Bedeutung zu. Im Vordergrund stehen dabei die Platzierung auf der Startseite der Portale von ARD und ZDF sowie potenziell personalisierte Empfehlungsalgorithmen.

Für den Filmemacher und Kommunikationsexperten Andreas Scheffer („Das gute Werk“) greift dieser Fokus zu kurz. Er wünscht sich eine viel größere Zahl an kuratierten Streams und hat diesbezüglich die Idee eines „Digital Lean Back“ entwickelt. […]

Um durch Kuratierung einerseits neue Sinnzusammenhänge zu schaffen, wie es Arte es mit seinen Themenabenden vormacht. Andererseits aber auch, um bisher weitgehend Unentdecktes für unterschiedliche Zielgruppen sichtbar zu machen. Es geht darum, aus bereits hergestellten Produkten weitere Nutzungen zu generieren, ähnlich wie ein DJ aus bekannten und unbekannten Songs die Erzählung eines Abends formt. Wenn man in diese Richtung denkt, ergeben sich ziemlich aufregende Möglichkeiten, sowohl für die Sender als auch für die Zuschauer:innen. […]

Deshalb ist das Prinzip der Kuratierung wertvoller denn je, vor allem weil die Sender im täglichen Kuratieren, im Programm-Machen, ihre eigentliche Kernkompetenz sehen. Sie könnten dies dann auch zukünftig stärker als ihr Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten. […]

Entgegen dem gängigen Sender-Wording ist in meinen Augen nicht das Lineare das Auslaufmodell, sondern das Konsensprogramm – also das eine Programm für alle. Technisch gibt es heute keine Barrieren mehr, sehr viele alternative, digitale Streams zu kuratieren und diese dann über alle möglichen digitalen Ausspielwege zu distribuieren. Und vom Aufwand wäre das auch relativ überschaubar und quasi sofort umsetzbar.“

Interview von Leo Dobusch, netzpolitik.org, 04.06.2024 (online)

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