Es wäre gut, wenn Journalist:innen sich fragen würden, was sie unter „China“ verstehen: das Land, die Bevölkerung, die kommunistische Partei Chinas oder die chinesische Regierung? Dazu passt ein Klischee, das immer in der Berichterstattung mitschwingt: der Gedanke, dass Menschen in China indoktriniert sind und nicht kritisch denken können. Ja, viele Chines:innen folgen der Parteilinie. Umso wichtiger ist es, die Meinungen der regierungskritischen Menschen abzubilden, von denen es auch einige gibt. Wie viele es genau sind, ist schwer zu sagen, weil es nie Umfragen dazu gab. Aber ihre Stimmen sind notwendig, damit Hörer:innen und Leser:innen in Deutschland kein eindimensionales Bild vom Land bekommen. Dazu gehört auch, zwischen Partei und Bevölkerung zu unterscheiden. […]
Es wäre wichtig, differenzierter über die Gesellschaft in China zu berichten. So könnten Menschen in Deutschland zum Beispiel mehr über die chinesische Kunstszene, die sozialen Medien oder die Jugend im Land erfahren.
Joyce Lee, uebermedien.de, 19.09.2023 (online)