Faszinierend an Merz‘ Wortwahl ist, dass es nicht seine war. Der O-Ton, in dem ZDF-Moderatorin Zimmermann dem Kanzler das Dreckswort auf den Elfer legt, lädt zu der Theorie: aus dem Umfeld des Kanzlers aufgeschnappt und einfach mal auf den Tisch geknallt. Und er tappst mit großem Dank rein. Im folgenden Erregungstaumel blieb ungeklärt, was denn da eigentlich als völkerrechtliches Kloputzen benannt wird. Die toten und verstümmelten Opfer des iranischen und israelischen Kriegshandelns, vielleicht, oder doch der Bruch des Völkerrechts? Israel bombardiert einen Fernsehsender, um das Atomprogramm zu stoppen – so, wie man halt Atomanlagen angreift, wenn einem das TV-Programm nicht zusagt. Eine verantwortliche deutsche Regierung müsste Unrecht verurteilen und zugleich Israel unterstützen – und damit letztlich gestehen, dass sie beides nicht kann. Statt im stiefelstinkenden Landserjargon drüberweg zu marschieren. Diese Debatte ehrlich zu führen, wäre offenbar dann doch zu viel – Drecksarbeit.
Friedrich Küppersbusch, taz.de, 22.06.2025 (online)