Das Verkaufbarkeitsdenken darf schon allein deshalb nicht auf die Spitze getrieben werden, weil es zu trügerischen Ergebnissen führen kann. Wer meint, die hohe Anzahl von Kunden auf einem Artikel sei zwangsläufig Ausdruck von Zustimmung, liegt falsch. Vieles spricht dafür, dass Blaulicht-, Skandal- und Spektakelgeschichten zwar effektvoll Reflexe bedienen, die Mehrheit der Leserinnen und Leser sich aber gerade kein Angebot wünscht, das mehrheitlich aus dem entsprechenden Mix besteht. Wäre es anders, müssten Boulevardmedien nur so florieren, was nicht der Fall ist. Das zu ausgeprägte Starren auf die Klicks und die Lesedauer der zahlenden Kunden kann dazu führen, dass das Zuschnappen der Effektfalle mit Zufriedenheit verwechselt wird. Doch wer in die Falle gegangen ist, muss noch lange nicht damit einverstanden sein.
Benjamin Piel, journalist.de, 9.6.2022 (online)