Reichelt sei, so Döpfner „really the last and only journalist in Germany who is still courageously rebelling against the new GDR authoritarian state.“ So also stand es jetzt in der New York Times: Großverleger Mathias Döpfner, der auch Präsident des Bundesverbands der Digitalpublisher und Zeitungsverleger ist, erklärt den Corona-Kommunismus für ausgebrochen und Julian Reichelt als last and only man standing im Sinne regierungskritischer Berichterstattung.
Aurelie von Blazekovic, Laura Hertreiter und Cornelius Pollmer, sueddeutsche.de, 18.10.2021 (online)
Springer-Chef Mathias Döpfner sagte am Montag: „Julian Reichelt hat Bild journalistisch hervorragend entwickelt und mit BILD LIVE die Marke zukunftsfähig gemacht. Wir hätten den mit der Redaktion und dem Verlag eingeschlagenen Weg der kulturellen Erneuerung bei BILD gemeinsam mit Julian Reichelt gerne fortgesetzt. Dies ist nun nicht mehr möglich.“
sueddeutsche.de, 18.10.2021 (online)
Ob es Döpfners Reden bei „BDZV“-Treffen sind, die immer wieder mit Populismus auffallen, etwa als er sich 2017 der AfD-Rhetorik bediente und ARD und ZDF als „Staatspresse“ betitelte oder die stillschweigende Akzeptanz, mit der eine ganze Branche so tut, als würden nicht mehrere Häuser mit ihren Yellow-Press-Titeln lupenreine Fake News produzieren – und das schon seit Jahrzehnten. Bemerkenswert ist noch eine höfliche Formulierung für das blinde Auge, das einige Branchenbeobachter auf manche Verfehlungen im Verlagsgeschäft haben. Es muss aber thematisiert und diskutiert werden, wenn der oberste Verleger Deutschlands, der sich in Festtagsreden gerne unter Applaus anderer Verleger und Verlegerinnen zum Hüter des einzig wahren Journalismus aufschwingt, hausinterne Ermittlungen nach schweren Vorwürfen gegen seinen „Bild“-Chef zu bremsen scheint, weil er in ihm die letzte Chance gegen einen neuen autoritären DDR-Staat sieht? Wenn Xavier Naidoo im Fernsehen schwurbelt bei „DSDS“, dann fliegt er raus. Wo liegt die Messlatte für Mathias Döpfner?
Thomas Lückerath, dwdl.de, 19.10.2021 (online)