Das Buchstabenmuseum Berlin rettet Schriften, die keinen Platz mehr haben, Hertie, Beate Uhse, ein V aus den Ruinen am Potsdamer Platz. Flimmern aus der Vergangenheit. Das Museum gibt es allerdings bald auch nicht mehr. Also, noch ein Mal: Licht an. […]
Das Berliner Buchstabenmuseum, rein privat organisiert, rein ehrenamtlich geführt und im Lauf seiner Existenz mehrmals umgezogen, macht dicht. […]
Das Buchstabenmuseum, das nie reich, aber überlebensfähig war, ist buchstäblich verloren aus der Corona-Zeit hervorgekrochen. Die Pandemie hat auch hier alles in ein Davor und Danach eingeteilt. Davor „hatten wir viele Schulklassen und Universitätsgruppen hier. Die sind nach Berlin gefahren, und ein Schwerpunkt ihrer Exkursionen war Kreativität, Design. Die haben eine Führung bei uns gemacht, da kommt halt auch ein bisschen Geld rein.“ Danach „ist das alles weggebrochen“. […]
„Eine wunderbare Lösung wäre, wenn man einen Geldgeber oder eine Institution findet, die den Bestand übernehmen würde.“ Den gesamten Bestand. Etwas Ganzes wirkt nur als Ganzes, wenn es komplett ist. „Was ich nicht möchte: die Sammlung zerreißen. Dass man die ganzen Schmankerl irgendwelchen Leuten gibt, und man bleibt auf leicht verrosteten Buchstaben sitzen.“ Vielleicht käme auch eine Zwischenlösung infrage. „Dass jemand alles für fünf, zehn Jahre einpackt, schlafen lässt.
Holger Gertz, sueddeutsche.de, 01.10.2025 (online)