Vor allem, was die Darstellung meines Vaters angeht, ja. Da dachte ich, hoffentlich machen sie ihn nicht zu der üblichen Karikatur des DDR-Bonzen. Denn er war ja zerrissen und ambivalent. Er hat seinen Sohn geliebt, hatte eine Sehnsucht, zurückgeliebt zu werden, ihn zu verstehen. Und war aber nicht fähig, ihn in den entscheidenden Momenten in den Arm zu nehmen oder zu beschützen. Der Film erzählt beides, das finde ich gut. …. Und ich mochte, wie die DDR im Film nebenbei miterzählt wird. Nicht so ausgestellt wie sonst, alles braun in braun verstaubt, und vor den Kulissen gramgebeugte Menschen. Hier wird etwas ganz anderes erzählt. Die Menschen, die man da sieht in der DDR, die sind schön, die sind sexy und die wollen was. Es gefällt mir, dass das Leben in diesem Land auch mal mit einer gewissen Lässigkeit erzählt wird. …
Er ist zwar in den Westen gegangen, aber nicht, weil er etwas gegen die Idee des Sozialismus hatte – im Gegenteil. Das war ja auch das große Missverständnis zwischen Vater und Sohn. Thomas hat auch behauptet, er sei ein größerer Kommunist als unser Vater.
Marion Brasch, sueddeutsche.de, 11.11.2021 (online)