Ich hätte nicht mit der Geschlossenheit, der Loyalität und der Solidarität der einzelnen Anstalten mit dem ARD-Vorsitzenden gerechnet. Wir sind ja eher dafür bekannt, ein vielstimmiger Chor zu sein. Uns ist es aber gelungen, einen neuen Teamspirit zu entwickeln. Die Intendantinnen und Intendanten haben verstanden, was notwendig ist: Wir brauchen eine neue ARD, wir brauchen eine Reformagenda. […] Ich sehe immer erst Chancen, nicht Grenzen. Eine Grenze für mich ist allerdings die Überforderung unserer
Kolleginnen und Kollegen in den Häusern. Die darf nicht sein. Natürlich schwören wir alle auf den gemeinsamen Kurs ein, wir erklären, wozu wir diese Veränderungsprozesse anstoßen. Wir haben schon viel bewegt, die Leute sind echt unter Dampf. Umso mehr enttäuscht es mich, wenn ich höre oder lese, dass die Reformagenda, die wir aus uns heraus angestoßen haben, nicht geschätzt, mitunter gar nicht wahrgenommen wird. Das ist wenig motivierend für die Menschen, denen wir echt viel zumuten in unseren Häusern. […]
Wenn es gut läuft, dann verändert keiner was. Natürlich brauchten wir Veränderungsdruck. Darum haben wir nach der Krise 2022 gesagt: Das müssen wir ändern. Und wir haben es geändert. Genau deshalb schmerztes, wenn unsere Anstrengungen nicht gesehen werden. Es gibt einen Kampfgeist in der ARD: Wir wollen unserem Publikum beweisen, dass wir ihr Vertrauen verdienen.
Kai Gniffke, rheinpfalz.de, 08.11.2024 (online)