Die Ergebnisse von Textrobotik haben keinen menschlichen Urheber; es fehlt an Willen, Verantwortlichkeit, Freiheit sowieso – Wussten Sie, dass Chat-GPT bestimmte Wörter nicht benutzen darf? – und Individualität. Streng betrachtet gehen die nach Wahrscheinlichkeitsformeln zusammenalgorithmisierten Buchstabensuppen direkt über in die Gemeinfreiheit. Kollektiviert gehören sie jedem und keinem. Je mehr solcher Texte existieren, desto mehr wird der individuelle Autor als freiheitliches Konzept ausgelöscht – insofern ist generative KI vor allem: degenerativ.
Es degeneriert die menschliche Einzigartigkeit, die Entscheidungsfähigkeit, es infantilisiert den Endnutzer, der nicht die Verantwortung über künstlerischen und kommunikativen Ausdruck trägt – und auch nicht tragen will. Freiheit ist anstrengend, vor allem die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen, und diese Informatiken sind die Erlösung der überforderten Psyche: endlich nicht mehr selber handeln müssen.
Nina George, sueddeutsche.de, 27.11.2023 (online)