In den letzten Jahren ist die Skepsis der Menschen gegenüber den etablierten Wissensagenturen – Wissenschaften, Universitäten, Verlage, Medien – gewachsen. Das würde das Nachdenken lohnen, warum das so gekommen ist. Den Vorwurf, dass man etwas zu viel betont und etwas anderes zu wenig, den hat es immer schon gegeben, das ist nicht neu. Aber das Gefühl, dass nicht die ganze Wahrheit ans Licht kommt, das ist schon bei vielen Menschen durchaus verbreitet. Das müssen wir als Medienleute ernst nehmen. Insoweit findet so ein Aufruf auch das Interesse bei einem gewissen Publikum. Aber für eine konkrete Auseinandersetzung mit dem Manifest fehlen mir da jetzt die konkreten Vorwürfe.
Wir sehen in unserer Audiothek, dass bei uns die Beiträge besonders gut angenommen werden, die Hintergrund anbieten, sich mehr Zeit nehmen, längere Beiträge. Die sind in allen Altersklassen sehr beliebt. Das Schnelle, Kurzatmige wird eigentlich wenig goutiert. Aber wir sind natürlich Vollblutjournalisten: Wenn ich sehe, dass die anderen ein relevantes Thema haben, das ich nicht habe, das macht natürlich nervös. […]
Ich glaube, dass wir Medien viele Aspekte des ganzen Lebens um uns herum nicht ausreichend eingefangen bekommen. Aber ich würde das nicht längs der großen Streitthemen sehen. Der Zukunftsrat hat uns gesagt: Ihr sitzt in Köln und Berlin, also in urbanen Millionenzentren, aber ihr müsst in ganz Deutschland vertreten sein. Wir müssen das, was in der kleinen Stadt passiert, auf dem Land, stärker in den Blick nehmen.
Stefan Raue, www.berliner-zeitung.de, 06.04.2024 (online)