So etwas wie feministisches Filmemachen kenne ich beim Fernsehen nicht. Das lineare und das öffentlich-rechtliche Fernsehen sind keine feministischen Medien. Ich kann mir als Regisseurin nicht aussuchen, mit wem ich produziere, mit wem ich drehe, wer die Hauptrollen spielt. All das ist vorgegeben. Was ich mitbringen kann, ist meine eigene politische Haltung, aus der heraus ich durch meine Machtposition als Regisseurin versuche, ein Arbeitsklima herzustellen, in dem sich niemand schlecht behandelt fühlt und in dem Kritik möglich ist. Im Kino ist das anders, wobei auch da die Ressourcen Zeit und Geld immer vorgeben, wie wir arbeiten können. Das zeigt wieder, dass Kapitalismus und Patriarchat zusammengehören. […]
In diesen Arbeitsverhältnissen ist nicht vorgesehen, dass jemand mal krank wird, ein Kind zu Hause pflegen oder andere Care-Arbeit leisten muss. Alles ist auf eine funktionierende Arbeitshierarchie ausgelegt, sodass man in kurzer Zeit so sparsam wie möglich möglichst spektakuläre Filme produzieren kann. Das ist eine sehr patriarchale Idee von Kunst und es ist mit viel Aufwand verbunden, wenn man es in einzelnen Projekten anders oder besser machen möchte. […]
Für mich bedeutet das demokratische Haltung, zu sagen, öffentlich-rechtliches Fernsehen ist für alle da, deshalb müsste es allen Arbeit geben und auch alle abbilden.
Katharina Mückstein, taz.de, 06.01.2024 (online)