Journalismus hat sich in den vergangenen zehn Jahren geändert: Er hat neue Formate und neue Distributionskanäle gefunden. Es gibt jetzt Digital-Journalistinnen und Digital-Ressorts. Was Journalismus aber wirklich braucht, ist kein Bindestrich-Digital-Attribut. Es gibt keine digitale Gesellschaft. Es ist die Gesellschaft. Und deshalb braucht es auch keinen Digital-Journalismus, genauso wenig es ja so etwas wie “Analog-Journalismus” gibt.
Das ist mehr als Wortklauberei. Ein Journalismus, der selbstverständlich und nicht bindestrich-mäßig digital ist, muss auf die Kulturen, die sich dort entfalten, genauer achtgeben. Dass Rezo die deutsche Öffentlichkeit so überraschen konnte, ist dem Mangel an journalistischer Beobachtungsgabe geschuldet, die sich für sehr unterschiedliche Kulturen, die sich dort entwickeln, bislang nicht interessiert hat.
Patrick Stegemann, meedia.de, 31.10.2019 (online)